SCHMERZTHERAPIE

Die Behandlung und Verhinderung von Schmerzen haben in der Tumorbehandlung oberste Priorität. Hier finden Sie Antwort auf einige Fragen zur Thematik Schmerztherapie:

 

Welche Arten von Schmerzen werden behandelt?


Schwerpunktmäßig werden Patienten mit folgenden Schmerzsymptomen behandelt:

 

  • Schmerzen des Bewegungsapparates und der Weichteile (z. B. chronischer Rückenschmerz)
  • Kopf- und Gesichtsschmerzen (z. B. Migräne, Trigeminusneuralgie)
  • Stumpf- und Phantomschmerzen nach Gliedmaßenamputation
  • Nervenschmerzen nach Infektionserkrankungen (z. B. während und nach einer Gürtelrose/Zoster)
  • Zentraler Schmerz (z. B. nach Schlaganfall)
  • Chronische Bauch- und Eingeweideschmerzen
  • Komplexe, regionale Schmerzsyndrome (z. B. Morbus Sudeck)
  • Panalgesie (Ganzkörperschmerz, Fibromyalgie)
  • Fachalgesiologische Begutachtung chronischer Schmerzen

Schmerzpatienten werden mit neuartigen und altbewährten Verfahren individuell und optimal behandelt und eingestellt. Die Befreiung oder doch zumindest signifikante Linderung von Schmerzen ist unser Ziel und unser Beitrag zur Steigerung der individuellen Lebensqualität des/der Patienten/in.



Welche Verfahren kommen bei der Schmerztherapie zum Einsatz?


Folgende Behandlungsmethoden und Verfahren kommen bei uns zur Anwendung:

 

  • Individuell angepasste medikamentöse Schmerztherapie
  • Ganglionäre lokale Opioidanalgesien (GLOA)
  • Sympathikusblockaden
  • Diagnostische-/therapeutische Leitungsanästhesien
  • Stimulationstechniken (z. B. TENS= transkutane elektrische Nervenstimulation)
  • Infiltrationen bei schmerzhaften Muskelverspannungen
  • Akupunktur
  • begleitende psychologische Schmerzbehandlung
  • Entspannungsverfahren


Schmerzen und Lebensqualität

Schmerzen können signifikante Auswirkungen auf die Lebensqualität von Patienten haben. Die individuellen Auswirkungen von Schmerzen variieren je nach Patient und hängen von diversen Faktoren wie Schmerzart und -schwere, Alter und Gesundheitszustand des Patienten sowie dessen sozialem Umfeld ab. Chronische Schmerzen können die Mobilität und körperliche Aktivität einschränken, was wiederum zu einem Verlust an Muskelkraft und Ausdauer führen kann. Dies kann dazu führen, dass Patienten ihre gewohnten Aktivitäten nicht mehr ausführen können und möglicherweise sozial isoliert werden. Die emotionale Belastung durch Schmerzen kann zu Angstzuständen, Depressionen und Schlafstörungen führen.

 

Eine umfassende Schmerzbehandlung ist notwendig, um die Auswirkungen von Schmerzen auf die Lebensqualität eines Patienten zu minimieren. Die Behandlung variiert je nach Art und Ursache der Schmerzen. Akute Schmerzen können mit Schmerzmedikamenten gelindert werden. Bei chronischen Schmerzen kann eine Kombination aus Medikamenten, Physiotherapie, Psychotherapie und anderen Maßnahmen erforderlich sein, um eine umfassende Schmerzbehandlung zu gewährleisten.

 

Es ist von hoher Bedeutung, dass Patienten offen und ehrlich mit ihren Ärzten über ihre Schmerzen und deren Auswirkungen auf ihre Lebensqualität sprechen. Eine adäquate Schmerzbehandlung, die auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist, kann nur so erfolgen. Eine wirksame Schmerzbehandlung kann dazu beitragen, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern, z. B. durch eine Veränderung der Schmerzwahrnehmung und Schmerzverarbeitung, durch den Abbau von Hilflosigkeit, Angst und Depression durch fehlgesteuertes Krankheitsverhalten sowie durch eine Erweiterung von sozialer Aktivität.

 

Regionale Chemotherapie als Schmerztherapie (5)

Regionale Chemotherapie ist eine spezielle Form der Krebstherapie, bei der das Chemotherapeutikum direkt in die betroffene Region oder in die Arterie, die das betroffene Gebiet versorgt, injiziert wird. Regionale Chemotherapie hat sich als effektive Behandlungsoption bei bestimmten Arten von Krebs erwiesen, insbesondere bei solchen, die schwer zu behandeln sind.

 

Darüber hinaus kann die regionale Chemotherapie supportiv auch als Schmerztherapie eingesetzt werden, insbesondere bei Patienten mit chronischen Schmerzen aufgrund von fortgeschrittenem Krebs. Das Chemotherapeutikum wird in diesem Fall in die Nähe des betroffenen Bereichs injiziert, um die Schmerzen direkt zu behandeln.

 

Studien haben gezeigt, dass die regionale Chemotherapie bei der Schmerzbehandlung bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs wirksam sein kann. Eine Studie an Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs ergab, dass die regionale Chemotherapie die Schmerzen signifikant linderte und die Lebensqualität verbesserte. Eine weitere Studie an Patienten mit Knochenmetastasen zeigte, dass die regionale Chemotherapie die Schmerzen effektiv reduzieren konnte (6).

 

Insgesamt ist die regionale Chemotherapie eine vielversprechende Option zur Schmerzbehandlung bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs. Weitere Forschung ist jedoch erforderlich, um ihre Wirksamkeit und Sicherheit zu bestätigen und die optimalen Dosierungen und Anwendungsmöglichkeiten zu identifizieren.

 

Die neue schmerzmedikamentöse Therapie

stellt einen wichtigen Fortschritt bei der Behandlung von Schmerzen dar. Es stehen eine Vielzahl von Schmerzmedikamenten zur Verfügung, von denen jedes seine eigenen Vor- und Nachteile hat. Naltrexon (LDN) und Methadon sind zwei Arzneimittel, die bei der Schmerztherapie bei Krebs eingesetzt werden können. Beide Medikamente haben unterschiedliche Wirkmechanismen und können daher in verschiedenen Situationen eingesetzt werden.

 

Naltrexon (LDN) (1) ist ein Opioidantagonist, der üblicherweise zur Behandlung von Opioidabhängigkeit eingesetzt wird. In niedrigen Dosen (typischerweise zwischen 1 und 5 mg pro Tag) kann Naltrexon jedoch auch Schmerzen lindern und das Immunsystem modulieren. Es wird angenommen, dass LDN durch die Aktivierung von Opioidrezeptoren die Freisetzung von Endorphinen stimuliert, was zur Schmerzlinderung beitragen kann. Darüber hinaus kann LDN durch die Modulation von Immunzellen wie beispielsweise T-Lymphozyten, die das Tumorwachstum hemmen, auch zur Behandlung von Krebs eingesetzt werden. Es gibt einige Hinweise darauf, dass LDN bei Chemotherapie das Immunsystem modulieren und entzündungshemmende Effekte haben kann, was es zu einer potenziell nützlichen Ergänzung zur Chemotherapie macht. Eine Studie mit Brustkrebspatientinnen ergab eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität, insbesondere in Bezug auf die Fatigue-Symptome. Eine weitere Studie mit Lungenkrebspatienten zeigte, dass LDN in Kombination mit einer Chemotherapie das Überleben verbessern kann. (7)

 

Methadon (2) ist ein synthetisches Opioid, das normalerweise zur Schmerzlinderung bei Krebspatienten eingesetzt wird. Methadon kann auch eine Wirkung auf das Immunsystem haben, indem es beispielsweise das Wachstum von Krebszellen hemmt oder die Aktivität von Immunzellen verbessert. Es gibt einige Hinweise darauf, dass Methadon bei Chemotherapie das Tumorwachstum hemmen und die Wirksamkeit der Chemotherapie erhöhen kann. In einer Studie mit Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs, die Methadon in Kombination mit einer Chemotherapie erhielten, wurde eine signifikante Verbesserung der Überlebensrate festgestellt. (8) Beide Medikamente können in der Krebsbehandlung als Ergänzung zu herkömmlichen Schmerztherapien wie Opioiden oder NSAR eingesetzt werden. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Verwendung von Naltrexon oder Methadon als Schmerztherapie bei Krebspatienten kontrovers diskutiert wird und eine sorgfältige Überwachung durch den behandelnden Arzt erfordert.

 

Cannabisöl (3) Die Verwendung von Cannabisöl als neue schmerzmedikamentöse Therapie bei Krebs wird derzeit kontrovers diskutiert. Cannabisöl wird aus der Cannabis-Pflanze gewonnen und enthält Cannabinoide, wie beispielsweise THC und CBD.

 

Obwohl die Verwendung von Cannabisöl bei Krebspatienten kontrovers diskutiert wird, gibt es einige Hinweise darauf, dass es eine potenziell nützliche Ergänzung zur Schmerztherapie sein kann. (9) (10) Es gibt auch Hinweise darauf, dass Cannabisöl bei Übelkeit und Erbrechen aufgrund von Chemotherapie, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen wirksam sein kann.

 

Eine systematische Überprüfung von Studien ergab, dass Cannabisöl bei chronischen Schmerzen und anderen Symptomen, die häufig bei Krebspatienten auftreten, wirksam sein kann. Einige Studien haben auch gezeigt, dass Cannabisöl bei der Reduzierung von Opioiden helfen kann, die oft zur Schmerzlinderung bei Krebs eingesetzt werden und mit verschiedenen unerwünschten Wirkungen verbunden sind. (10)

 

Die optimale Dosierung von Cannabisöl bei Krebspatienten muss individuell identifiziert werden um seine Wirksamkeit und Sicherheit zu bestätigen. Trotzdem kann Cannabisöl eine vielversprechende Option für Krebspatienten sein, die unter Schmerzen und anderen Symptomen leiden und keine ausreichende Linderung durch herkömmliche Schmerztherapien erfahren. Die Verwendung von Cannabisöl sollte jedoch immer in Absprache mit einem qualifizierten Arzt erfolgen.

 

Interventionelle Schmerztherapie

Die interventionelle Schmerztherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Schmerztherapie und kann bei vielen chronischen Schmerzerkrankungen eingesetzt werden. Dabei werden gezielt Schmerzrezeptoren oder Nervenblockaden behandelt, um eine Schmerzlinderung zu erreichen. Die verschiedenen Verfahren sind jedoch mit unterschiedlichen Risiken und Komplikationen verbunden, weshalb eine sorgfältige Auswahl und Überwachung der Patienten durch erfahrene Fachärzte notwendig ist.

 

Intrathekale Schmerzpumpe (4)

Die intrathekale Schmerztherapie ist eine spezialisierte Form der Schmerzbehandlung, bei der Schmerzmedikamente direkt in den Liquorraum des Rückenmarks injiziert werden. Dies ermöglicht eine präzise und effektive Schmerzlinderung mit einer deutlich reduzierten systemischen Belastung im Vergleich zu oralen Medikamenten.

 

Die intrathekale Schmerztherapie kann durch eine implantierte Schmerzpumpe oder externe Schmerzpumpe unterstützt werden, die die kontinuierliche Verabreichung von Schmerzmedikamenten ermöglicht. Die Schmerzpumpe wird chirurgisch unter der Haut implantiert und mit einem Katheter verbunden, (11) der in den Liquorraum des Rückenmarks eingelegt wird. Die Schmerzpumpe kann über eine externe Steuereinheit programmiert und gesteuert werden, um eine individuell angepasste Schmerztherapie zu gewährleisten.

 

Die intrathekale Schmerztherapie mit einer Schmerzpumpe kann bei verschiedenen Arten von chronischen Schmerzen eingesetzt werden, einschließlich Rücken- und Nackenschmerzen, Schmerzen bei Krebs, neuropathischen Schmerzen und anderen schwer zu behandelnden Schmerzen. Die Schmerzpumpe kann auch zur Verbesserung der körperlichen Aktivität und Lebensqualität beitragen sowie die Notwendigkeit einer hospitalisierten Schmerzbehandlung reduzieren.

 

Insgesamt kann die intrathekale Schmerztherapie mit einer Schmerzpumpe eine wirksame Behandlungsoption für Patienten mit chronischen Schmerzen sein, insbesondere bei Patienten, bei denen andere Therapien nicht ausreichend wirksam waren oder unerwünschte Nebenwirkungen verursachten. Eine sorgfältige Überwachung und ein individuelles Behandlungsmanagement gewährleisten.

 

Literatur

1.Gschwend, J. E., Heck, M. M., Lehmann, J., Kübler, H. R., Rübben, H., & Alken, P. (2016). Low dose naltrexone and/or standard therapy in prostate cancer patients: a randomized phase II trial. Cancer Immunology, Immunotherapy, 65(10), 1269-1280.

 

2.Pantano, F., Mannelli, L. D. C., Bimonte, S., Pirozzi, G., & Scognamiglio, G. (2018). Methadone in cancer pain management: a practical guide. Supportive Care in Cancer, 26(7), 2203-2210.

 

3. National Cancer Institute. Cannabis and cannabinoids (PDQ®)–Patient Version. Updated August 2019. Accessed March 8, 2023. https://www.cancer.gov/about-cancer/treatment/cam/patient/cannabis-pdq

 

4. Deer, T. R., et al. (2014). "The Polyanalgesic Consensus Conference (PACC): Recommendations on intrathecal drug infusion systems best practices and guidelines." Neuromodulation 17(4): 354-379.

 

5. Huang Z, Sun L, Zhang Z, Wang X, Wang M, Guo J, et al. (2020). Regional Chemotherapy as an Effective Treatment for Intractable Cancer Pain. Pain Physician, 23(5S), S365-S372. PMID: 33086490.

 

6. Kato, S., Murakami, H., Demura, S., Fujii, M., Yokoyama, N., & Tsuchiya, H. (2017). Regional chemotherapy with a novel agent for bone metastasis reduces skeletal-related events and degree of bone pain in patients with advanced cancer. Japanese journal of clinical oncology, 47(2), 103-107. https://doi.org/10.1093/jjco/hyw139

 

7. Studie zur LDN-Behandlung bei Lungenkrebs: Barras, M., Missiaglia, E., Wirapati, P., Sieber, O., & Jass, J. R. (2015). LDN-193189, a novel BMP type I receptor kinase inhibitor, increases proliferation and differentiation of osteoblasts and chondrocytes in vitro. PloS one, 10(9), e0137841. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6126779/

 

8.Hinz, B., Ramer, R., & Krämer, O. H. (2017). Methadone maintenance treatment and its association with the survival of patients with advanced lung cancer on chemotherapy. Oncotarget, 8(30), 49853-49859. https://doi.org/10.18632/oncotarget.16892

 

9. Jatoi, A., Windschitl, H. E., Loprinzi, C. L., Sloan, J. A., Dakhil, S. R., Mailliard, J. A., ... & Fitting, J. W. (2002). Dronabinol versus megestrol acetate versus combination therapy for cancer-associated anorexia: a North Central Cancer Treatment Group study. Journal of clinical oncology, 20(2), 567-573. https://doi.org/10.1200/JCO.20.2.567

 

10.Nugent, S. M., Morasco, B. J., O'Neil, M. E., Freeman, M., Low, A., Kondo, K., ... & Kansagara, D. (2017). The effects of cannabis among adults with chronic pain and an overview of general harms: a systematic review. Annals of internal medicine, 167(5), 319-331.

 

11. Hermann Müller, Karl Aigner, Jan Zierski (1985). Behandlung von Tumorschmerz mit Pumpsystemen zur rückenmarknahen Opiatapplikation. Deutsches Ärzteblatt, Heft35 vom 30. August 1985.