SPEISERÖHRENKREBS

Als weltweit sechsthäufigste Todesursache in Bezug auf Krebs ist der Speiseröhrenkrebs global weit verbreitet, in Deutschland aber mit 3% aller bösartigen Tumorerkrankungen eher eine Seltenheit. Oft wird diese Krebsform erst in einem späten Stadium entdeckt und kehrt nach der Behandlung oft wieder. 

Bei einer herkömmlichen Behandlung liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei unter 5% und die durschnittliche Überlebensdauer bei  ≤ 10 Monaten. In der hier beschriebenen Untersuchung zeigen sich dahingehend deutlich verbesserte Werte bei einer regionalen Chemotherapie.




Studie


Regionale Chemotherapie beim metastasierten Speiseröhrenkrebs, wenn die Erstbehandlung nicht wirkt

Zusammenfassung

 

Hintergrund:

Die therapeutischen Optionen beim metastasierten Speiseröhrenkrebs sind begrenzt und im Ergebnis unbefriedigend. Hier wurde die Wirksamkeit der Regionalen Chemotherapie beim diffus metastasierten Speiseröhrenkrebs untersucht, die bei 14 Patienten nach Versagen einer palliativen Erstbehandlung zum Einsatz kam.

 

Methoden:

Die Patienten wurden nach erfolgloser systemischer Chemotherapie mit Regionaler Chemotherapie behandelt.

 

Ergebnisse:
Es traten keine schweren hämatologischen Komplikationen auf und es wurde bei 41 % ein partielles Ansprechen, bei 27 % eine stabile und bei 32 % eine fortschreitende Erkrankung beobachtet. Die mittlere Überlebensdauer (OS) betrug 38 Monate und war bei Patienten mit Plattenepithelkarzinom mit 51 Monaten noch besser. Die mittlere Gesamtüberleben nach der Therapie betrug 13 Monate bei allen Patienten bzw. 25 Monate bei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen.

 

Schlussfolgerung:

Die Regionale Chemotherapie ist ein wertvoller und sicherer therapeutischer Ansatz und den derzeit verfügbaren Therapie-Optionen bei metastasiertem Speiseröhrenkrebs nach Versagen der Erstbehandlung überlegen.


Einführung

 

Speiseröhrenkrebs ist die global sechsthäufigste krebsbedingte Todesursache und nimmt die neunte Stelle der häufigsten Krebsarten ein. Bei über der Hälfte der Patienten wird die Erkrankung erst in einem sehr späten Stadium diagnostiziert und kehrt nach anfänglicher Therapie mit Heilungsabsicht wieder.
Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate der rezidivierten oder metastasierten Erkrankung liegt daher unter 5 %. Derzeitige Behandlungs-Empfehlungen sind dürftig und die Erfolge mit einem Überleben von ≤ 10 Monaten, wenn die Erstbehandlung versagt, höchst unbefriedigend. Hinzu kommt eine deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität durch die Therapien.

Die Regionale Chemotherapie ist ein onkologischer Ansatz mit sehr mildem Toxizitätsprofil und sehr gutem Ansprechen des Tumors aufgrund lokal hoher Zytostatikakonzentrationen. Die Therapie kann sehr gut auf bestimmte Regionen fokussiert werden, womit die Zytostatikakonzentration am Tumor im Vergleich zur systemischen Chemotherapie trotz Verwendung von nur 20-50 % der Wirkstoffmenge hoch potenziert werden kann.
Mit der darüber hinaus bestehenden Möglichkeit einer Chemofiltration kann die systemische Belastung insgesamt sehr gering gehalten werden. Die Lebensqualität bleibt dadurch erhalten. Die Wirksamkeit einer Regionalen Chemotherapie wurde bereits bei vielen Krebsarten nachgewiesen, hier berichten wir über unsere Erfahrung bei Patienten mit fortgeschrittenem metastasierten Speiseröhrenkrebs, die sich einer Regionalen Chemotherapie nach Versagen einer Erstbehandlung unterzogen.

 


Ergebnisse kompakt


Nebenwirkungen

  • Nebenwirkungen in Form einer Lymphfistel im Bereich der Leiste traten bei 57 % auf, welche aber konservativ erfolgreich behandelt werden konnten.
  • Wundhämatome machten bei einem Patienten eine operative Wundrevision erforderlich.
  • Übelkeit und Müdigkeit traten in nur geringem Ausmaß auf und erforderten keine spezielle zusätzliche Medikation.
  • Haarausfall, Hand-Fuß-Syndrom und Neuropathie wurden nie beobachtet.
  • Es traten auch keine schweren hämatologischen Komplikationen auf.

Tumoransprechen

  • Die Erhebung des Ansprechens während des Krankenhausaufenthaltes vor und nach der Regionalen Chemotherapie nach klinikinternen Kriterien ergab ein vollständiges Ansprechen (CR) bei 9 %, PR bei 31 %, SD bei 41 % und PD bei 19 % der Patienten.
  • Bei 41 % der Patienten wurde ein partielles Tumoransprechen (PR) beobachtet, bei 27 % eine stabile Erkrankung (SD) und bei 32 % eine progressive Erkrankung (PD).
  • Die besten Ergebnisse wurden nach dem dritten Zyklus beobachtet.
  • Das Ansprechen auf die Behandlung wurde nach Standardkriterien (RECIST) erfasst, indem typischerweise nach zwei Therapiezyklen ein CT durchgeführt wurde (Fig. 2).

Fig. 2 Ansprechen der Patienten auf Therapiezyklen

 

 

Überlebenszeit

  • Das mittlere Gesamtüberleben (OS) betrug 38 Monate, acht (57 %) Patienten überlebten ≥ 22 Monate.
  • Die 1-Jahresüberlebensrate betrug 79 %, 2-Jahre 50 % und 3-Jahre 35 %.
  • Die mittlere Gesamtüberleben ab Beginn der Regionalen Chemotherapie betrug 13 Monate, vier (29 %) Patienten lebten noch nach 12 Monaten.
  • Die 1-Jahresüberlebensrate ab Beginn der Regionalen Chemotherapie betrug 29 %, 2-Jahre 21 % und 3-Jahre 21 %.
  • Patienten mit Adenokarzinom überlebten im Mittel 23 Monate, jene mit Plattenepithelkarzinomen 51 Monate.
  • Vor der Behandlung operierte Patienten mit einem diffusen Rezidiv zeigten eine verbesserte Überlebenstendenz mit im Mittel 57,1 Monaten im Vergleich zu 22 Monaten bei Patienten mit primär diffusem metastasierten Speiseröhrenkrebs.

 


Abb 3. Überlebenszeit der Patienten

Schlussfolgerung 

 

Zusammenfassend bietet die Regionale Chemotherapie einen sicheren und mit geringer Toxizität assoziierten Therapieansatz für Patienten mit weit fortgeschrittenem metastasierten Speiseröhrenkrebs, die auf die Erstbehandlung nicht ansprachen, hingegen aber eindeutig von der Regionalen Chemotherapie profitierten.


Studiendesign und klinisches Setting


Es wurden insgesamt 14 Patienten mit metastasiertem Speiseröhrenkrebs behandelt. Weil die Regionale Chemotherapie vergleichsweise wenig belastend ist, konnten auch Patienten mit sehr schlechtem Allgemeinzustand (bis ECOG 3) behandelt werden und nur solche mit stark eingeschränkter Herz-, Lungen-, Leber- und Nierenfunktion, einer akuten Infektion oder einer vaskulären Anatomie, die keinen sicheren Zugang erlaubt, ausgeschlossen werden. Alle Patienten zeigten einen weit fortgeschrittenen metastasierten Speiseröhrenkrebs, fünf davon hatten eine dokumentierte Resektion des Primärtumors (operative Entfernung des Primärtumors) und nun einen diffusen Rückfall der Erkrankung. Alle Patienten waren zuvor mit einer systemischen Chemotherapie behandelt worden, darunter acht Patienten zusätzlich mit einer Strahlentherapie. Die Metastasen traten an verschiedenen Lymphknoten im Bauchraum, Brustkorb, Retroperitoneum (hintere Bauchwand) und der zervikalen Region (am Hals entlang) auf und in Lunge und Leber. Drei Patienten hatten ein lokales Rezidiv gemeinsam mit Metastasen in anderen Regionen.

Weitere Details dazu und zu der jeweiligen Medikation sind der Originalstudie zu entnehmen.

Originalstudie zum Download:

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Vashist, Aigner et al_Regional Chemother
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