Rippenfellkrebs, das maligne Pleuramesotheliom (MPM), ist ein bösartiger Tumor des Rippen- und Lungenfells (Pleura). Bei einem Mesotheliom handelt es sich um die Erkrankung der zweiseitigen Membran (Mesothel), die die inneren Organe bedeckt.
Insgesamt gehören Mesotheliome zu den selteneren Krebsarten.
In Deutschland erkranken jährlich ca. 1.000 bis 1.500 Menschen an einem Pleuramesotheliom (im Vergleich dazu: ca. 45.000 an Lungenkrebs). Davon sind Männer vergleichsweise stärker betroffen als Frauen.
Die Ursache eines Pleuramesothelioms liegt meist in einer (beruflich bedingten) Schadstoffbelastung durch Asbeststaub. Aufgrund dieser Erkenntnis wurde die Asbestverarbeitung seit den 1980er Jahren weltweit sehr stark reglementiert und eingeschränkt. Da zwischen der Asbestbelastung und dem Auftreten des Tumors jedoch oft mehr als 30 Jahre vergehen, ist davon auszugehen, dass noch bis 2030 Menschen an einem Mesotheliom erkranken werden.
Weitere untergeordnete Risikofaktoren sind die Exposition gegenüber anderen Fasern, wie beispielsweise Erionit, oder auch eine Strahlentherapie (des Brust- oder Bauchraums).
In der Regel verursacht ein Mesotheliom erst dann klinische Symptome, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist.
Im Fall von Rippenfellkrebs gehören Kurzatmigkeit bis hin zu Atemnot, anhaltender Hustenreiz, Brustschmerzen, Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust zu den Beschwerden.
Anders als die meisten Krebsarten wächst das Pleuramesotheliom nicht als einzelner Knoten. Stattdessen breitet es sich flächig im Rippenfell einer Brustkorbhälfte aus und befällt später auch das Lungenfell.
Zu Beginn sammelt sich dadurch oft Flüssigkeit in der Brusthöhle an (Pleuraerguss). Im weiteren Verlauf kann die betroffene Lunge vernarben und schrumpfen. Auch die Brusthöhle auf dieser Seite zieht sich zusammen.
Die relative Überlebensrate nach fünf Jahren liegt bei einem Mesotheliom bei 8 Prozent bei Männern und 14 Prozent bei Frauen. Damit ist die Prognose von Rippenfellkrebs sehr ungünstig.
Die Behandlung ist immer eine individuell zugeschnittene Kombination (multimodale Therapie) aus mehreren Behandlungsbausteinen: Chemotherapie, Operation und Strahlentherapie. Diese wird begleitet durch palliative Therapieansätze, eine optimierte Schmerztherapie und eine individuelle psychoonkologische Betreuung.
Trotzdem bleibt die Therapie des bösartigen Pleuramesothelioms und insbesondere die angemessene Rolle der Chirurgie in diesem Zusammenhang Gegenstand kontroverser Diskussionen.
Denn insbesondere die radikale Chirurgie, die mit einer erheblichen Morbidität verbunden ist, konnte nicht mit einem eindeutigen Überlebensvorteil überzeugen.
Eine effektive und schonendere Therapieoption ist die regionale Chemotherapie (RCT) in Form einer isolierten Thoraxperfusion mit Chemofiltration (Blutwäsche). Dabei wird nur die vom Tumor und dessen Metastasen befallene Körperregion behandelt. Zwischenergebnisse einer laufenden Phase-II-Studie beim fortgeschrittenen Pleuramesotheliom bestätigen die Wirksamkeit dieser Methode.
Bei dieser Behandlungsmethode werden dünne Schläuche (Katheter) über die Leistengefäße eingeführt. Damit lässt sich der gesamte Brustkorb samt Lunge vom restlichen Blutkreislauf abtrennen.
Abbildung: Schema der isolierten Thoraxperfusion (ITP). Aufgrund des reduzierten zirkulierenden Blutvolumens sind Tumore höheren Konzentrationen von Chemotherapie ausgesetzt.
So können Chemotherapie-Medikamente in hoher Dosierung gezielt eingesetzt werden. Direkt im Anschluss wird das Blut gefiltert, damit sich die Chemotherapeutika nicht im gesamten Körper
verbreiten. Dadurch werden Nebenwirkungen stark reduziert und die Lebensqualität der Patient:innen wird verbessert.
Analysiert wurden 28 Patienten (25 männlich, 3 weiblich, mittleres Alter 63,4 Jahre) mit fortgeschrittenem Pleuramesotheliom. 5 Patienten waren bereits voroperiert, 10 Patienten hatten eine systemische Chemotherapie und 5 Patienten eine zusätzliche Bestrahlung. Alle Patienten waren beim Restaging in klinischer Progression.
Die Endpunkte der Studie waren das Gesamtüberleben und die Lebensqualität (QoL).
Ergebnisse
Überleben und Ansprechraten
Das einjährige Überleben betrug 49 Prozent, das Überleben von 2 Jahren und 3 Jahren 31 Prozent, das 5-Jahres-Überleben 16 Prozent. Die mediane Überlebenszeit betrug 12 Monate und das progressionsfreie Überleben 9 Monate.
Vergleiche der Überlebensraten
Abbildung
Gezeigt sind die relativen Überlebensraten beim Pleuramesotheliom nach Diagnosezeitraum. Die blaue Kurve zeigt die Überlebensraten nach Behandlung mit RCT = Regionaler Chemotherapie (Daten ab 2006, 28 Patienten). Die grüne Kurve zeigt die Überlebensraten, wie sie im Deutschen Krebsregister gemeldet sind (Daten ab 2007, 477 Patienten). Die gelbe Kurve zeigt die Daten des SEER Programms des National Cancer Institute der USA.
(Daten von 1995-2011, 6309 Patienten).
Nebenwirkungen
Aufgrund der Chemofiltration lagen die Nebenwirkungen innerhalb tolerierbarer Grenzen. 9 Patienten hatten eine Leuko- und Thrombozytopenie (Verminderung der weißen Blutkörperchen und Blutplättchen) WHO-Grad 1 und 6 Patienten eine Schleimhautentzündung WHO-Grad 1. Hauptkomplikation war in 40 Prozent der Fälle eine Lymphfistel während ein bis zwei Wochen im Bereich der Leiste. Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt (Gastrointestinale Toxizität) und/oder Nervenschäden (Neurotoxizität) wurden nie beobachtet.
Schlussfolgerung
Die Regionale Chemotherapie in Form der Isolierten Thoraxperfusion mit Chemofiltration (ITP-F) stellt für Patienten mit nach Standardtherapien, progressivem und fortgeschrittenem Pleuramesotheliom, eine effektive und gut verträgliche Behandlungsmodalität dar, die vergleichsweise lange Überlebenszeiten und vor allem eine bessere Lebensqualität bietet.