Das Osteosarkom ist eine Form von Knochenkrebs und gilt als der häufigste bösartige Knochentumor bei Kindern und Jugendlichen. Bei dieser Krebserkrankung vermehren sich die Zellen im Knochen unkontrolliert und bilden Tumorgewebe, das unreifen Knochen (Osteoid) produziert. Das Osteosarkom wird umgangssprachlich oft als „Knochenkrebs“ bezeichnet, obwohl dieser Begriff aus medizinischer Sicht verschiedene Arten von Knochentumoren umfasst. Diese aggressive Tumorform entwickelt sich vorwiegend in den langen Röhrenknochen der Beine und Arme, zum Beispiel im Oberschenkel, Schienbein oder Oberarm.
Die Erkrankung betrifft hauptsächlich Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren. In Deutschland erhalten jährlich etwa 60 Menschen unter 18 Jahren diese Diagnose, wobei Jungen häufiger betroffen sind als Mädchen.
Ein Osteosarkom macht sich durch verschiedene Warnsignale bemerkbar, die zunächst oft harmlos erscheinen. Das Hauptsymptom sind über Wochen anhaltende, starke Knochenschmerzen, die auch in Ruhe auftreten und sich nachts verstärken können.
Zusätzlich entwickelt sich häufig eine sichtbare Schwellung, die Beweglichkeit kann eingeschränkt sein und es kann zu Knochenbrüchen kommen.
Besteht beim (Kinder-)Arzt der Verdacht auf einen bösartigen Knochentumor, wird zunächst eine Röntgenuntersuchung durchgeführt, die durch eine MRT-Aufnahme ergänzt wird.
Um die Diagnose für ein Osteosarkom sicher zu stellen, wird Gewebe des betroffenen Knochens entnommen (Biopsie).
Diese Probe wird unter dem Mikroskop untersucht und zeigt bei einem Osteosarkom charakteristische Tumorzellen, die unreifen Knochen bilden.
Das Osteosarkom zeichnet sich durch ein aggressives Wachstumsmuster aus. Der Tumor wächst schnell und kann das umliegende Knochengewebe zerstören. Bereits in frühen Stadien besteht die Gefahr der Metastasenbildung: Bei 10 bis 20 Prozent der Patient:innen sind zum Diagnosezeitpunkt bereits Tochtergeschwülste nachweisbar, meist in der Lunge.
Der Krankheitsverlauf hängt von verschiedenen Faktoren ab: der genauen Lage des Tumors, seiner Größe zum Zeitpunkt der Diagnose, dem Ansprechen auf die Therapie und der Möglichkeit einer vollständigen operativen Entfernung.
Am Medias Klinikum haben wir die EISLI-Methode (Erweiterte Isolierte Extremitäten-Stop-Flow-Infusion) speziell für die Therapie von Osteosarkomen entwickelt. Diese weltweit neue Behandlungstechnik kann selbst bei hochaggressiven Tumoren eine Alternative zur Amputation bieten.
Der erste dokumentierte Behandlungsfall einer 18-jährigen Patientin mit einem großen Oberschenkeltumor belegt das Potenzial dieser Methode: Nach vier EISLI-Therapien konnte der Tumor vollständig entfernt und eine Kniegelenkprothese implantiert werden. Auch 18 Monate später ist die Patientin krebsfrei.
Osteosarkome sind seltene, meist hochgradig bösartige Tumore, die überwiegend zwischen dem 14. und 19. Lebensjahr auftreten. Sie bilden sich vor allem in den als Metaphysen bezeichneten Bezirken langer Röhrenknochen (Oberarm, Oberschenkel, Schienbein) und sind charakterisiert durch rasches Wachstum und die frühe Bildung von Metastasen, insbesondere in der Lunge. Eine frühzeitig angewandte Kombinationschemotherapie soll der Bildung von Fernmetastasen vorbeugen und durch die Schrumpfung des Tumors seine operative Entfernung ermöglichen, möglichst unter Erhalt der betroffenen Extremität. Kann der Tumor aufgrund seiner Lage und Ausdehnung aber nicht rückstandsfrei entfernt werden, ist eine Amputation oft nicht zu vermeiden.
Die isolierte Extremitätenperfusion und -infusion sind gut etablierte Methoden mit hoher Wirksamkeit, die vor allem als Standardbehandlungen für Melanome entwickelt wurden.
Die am Medias Klinikum Burghausen entwickelte Stop-Flow-Infusionstechnik ermöglicht eine gesteigerte Wirkstoffaufnahme durch die Erzeugung temporär sehr hoher Wirkstoffkonzentrationen in der Tumorregion. Eine Kombination beider Techniken, im Folgenden als Erweitere Isolierte Extremitäten-Stop-Flow-Infusion (EISLI) bezeichnet, wurde erstmalig in einem klinischen Setting angewandt.
In diesem hier vorgestellten Fall einer jungen Patientin mit einem hochgradig bösartigen Osteosarkom am linken Oberschenkel erfolgte eine regionale Chemotherapie und Chemofiltration mit Hilfe der EISLI Technik, es wurde zudem gliedmaßenerhaltend operiert und schließlich eine Kniegelenkprothese implantiert. Dieser Fallbericht wurde gemäß internationalen Leitlinien (SCARE-Kriterien) geplant und verfasst.
Präliminäre klinische Daten – Diagnose und Erstlinien-Behandlung
Bei der Erstdiagnose zeigte ein MRT eine große tumorverdächtige Raumforderung im linken Oberschenkel und eine nahe sogenannte Satellitenläsion. Eine Biopsie ergab ein hochaggressives Osteosarkom Grad G3, das gemäß dem EURAMOS-Protokoll mit hochdosierten Zytostatika behandelt wurde. Aufgrund schwerer Nebenwirkungen der Behandlung und trotz eines teilweise Ansprechens der Therapie, führten die nicht tolerablen Nebenwirkungen zum Therapieabbruch durch die Patientin. Als sechs Monate später ein deutliches Voranschreiten der Erkrankung diagnostiziert wurde, empfahl eine externe orthopädische Abteilung daher leitliniengerecht die Amputation des Beins als einzig sinnvolle und lebensrettende Behandlungsoption.
Ergebnisse kompakt
Abb. 3: Verkleinerung des Tumors im Laufe der EISLI-Zyklen
Methoden - Zweitlinien-Behandlung: regionale Chemotherapie und Operation
Die Patientin lehnte dies ab und entschied sich zugunsten einer regionalen hochkonzentrierten Chemotherapie mittels Erweiterter Isolierter Extremitäten-Stop-Flow-Infusion (EISLI) mit Chemofiltration.
Nach vier EISLI-Therapien erfolgte die operative Entfernung des Tumors und die Implantation einer Kniegelenk-Endoprothese in einem externen orthopädischen Zentrum, sowie zwei Monate später eine weitere EISLI-Therapie.
Der grundlegende Zugang in der Behandlung eines Sarkoms besteht aus einer Induktionschemotherapie, gefolgt von der chirurgischen Entfernung des Tumors und einer weiteren Chemotherapie. Um das Ziel zu erreichen den Tumor vollständig zu entfernen und zugleich die betroffene Extremität zu erhalten, muss der Tumor auf die Chemotherapie gut ansprechen. Dies war zwar auch im vorliegenden Fall gegeben, doch führten die unerträglichen Nebenwirkungen der Behandlung zu einem vorzeitigen Therapieabbruch.
Um derartige Nebenwirklungen zu vermeiden und gleichzeitig die Konzentration der offenbar wirksamen Chemotherapeutika zu erhöhen, wandten wir die neuentwickelte Methode EISLI an. Mit dieser Technik wird bei einer geringen Gesamtdosis der Chemotherapeutika eine lokal sehr hohe Konzentration am Tumorgewebe erzeugt, was im vorliegenden Fall zur gewünschten vollständigen Zerstörung des Osteosarkoms und der befallenen Lymphknoten führte. Dies erlaubte anschließend eine umfassende Entfernung des Tumors und die Implantation einer Kniegelenksprothese. Eine Nachuntersuchung nach 18 Monaten wies keine Anzeichen einer Erkrankung bzw. Rückfalls mehr nach.
Schlussfolgerung
Die EISLI (Erweitere Isolierte Extremitäten-Stop-Flow-Infusion) mit Chemofiltration ist eine wirksame Behandlungstechnik bei bösartigen Tumoren der Extremitäten, selbst wenn bereits Metastasen im Beckenbereich vorhanden sind. Durch Induktion einer schnellen Tumorschrumpfung ohne nennenswerte Nebenwirkungen kann der Tumor vollständig entfernt werden, auch wenn die Amputation als einzige verbleibende Option angesehen wird. Zugleich kann die Lebensqualität des Patienten dank des Gliedmaßenerhalts und der geringen bis kaum vorhandenen Nebenwirkungen durch Chemofiltration, weitgehend erhalten werden.